Es war einmal mehr beeindruckend zu sehen, in welchem Maße junge Kicker für drei Tage in eine Art Fußball-Parallelwelt eintauchen können. Eine Welt, die die Trainer der 96-Fußballschule am Zeugniswochenende beim SSV Elze in der großen Sporthalle mit ihrem Camp erschufen.
Was die zahlreichen Zuschauer und Teilnehmer erleben durften, war ein praxisnaher Einblick in die Philosophie des modernen kindgerechten Fußballtrainings, dessen Grundsätze eigentlich seit Jahren bekannt sind. Eigentlich, denn in den Köpfen vieler Trainer und Funktionäre auf Verbandsebene, die ihrerseits noch mit althergebrachten Methoden groß geworden sind, erscheinen die neuen Trainingsformen immer noch revolutionär oder aber zumindest fremd. Dabei ist die Resonanz der Kicker und deren Eltern schon seit Jahren eindeutig. Die Intensität der Schulung, egal ob Zweikämpfe, Passspiel, Dribblings oder Torschüsse, hat deutlich zugenommen. Das erhöht Lerneffekt und Motivation gleichermaßen. Das ständige Beobachten von Farben, Zeichen, Zurufen sowie Mit- und Gegenspielern zwingt zu schnellen Entscheidungen wie Richtungswechseln, Ballkontrolle, Tempoänderung oder Ausweichmanövern. Die alte Fußball-Devise – „Fußballspiele werden im Kopf entschieden“ – hier war sie quasi im Labormaßstab an den drei Trainingstagen zu studieren.
Am Freitagnachmittag konnte Cheftrainer Torsten Bartsch 28 motivierte Nachwuchskicker begrüßen, davon 21 vom SSV. Für einige Blauweiße war es bereits die dritte Teilnahme. Nach Registrierung, Einkleidung und Markierung der neuen Trinkflasche konnte es endlich losgehen. Technisch orientierte Übungen waren angesagt. Torwarttrainer Martin Manzel hatte außer den vier gemeldeten Keepern noch vier spontane Kandidaten in seiner Gruppe. Hier standen sportmotorische und für einen Torwart unabdingbare Merkmale wie Beweglichkeit und Reaktionsschnelligkeit im Vordergrund. Der Samstagvormittag galt dann dem kognitiven Vermögen des Nachwuchses. Genaues Beobachten und Durchschauen von Spielsituationen, schnelles situatives Entscheiden und dann eine passende Antwort im Umgang mit dem Ball wurden in verschiedenen Konstellationen durchgespielt. Da war es nur folgerichtig, dass die meisten Kicker um 12.15 Uhr, als die Mittagspause eingeläutet wurde, erst einmal „platt“ waren. Das leckere Menü zeigte aber seine Wirkung, denn obwohl bis 14.00 Uhr Pause angesagt war, füllte sich die Sporthalle ab 13.15 Uhr schon wieder mit kickenden Spielern.
In der zweiten Tageshälfte dominierten Spiel und Wettkampf. Torsten Bartsch wies einleitend darauf hin, dass nach der „Kopfarbeit“ am Vormittag nun mental etwas leichtere Aufgaben anstanden. Zudem konnte er in seiner humorvollen Art auch schnell „Strafen“ bei Unaufmerksamkeit verhängen, angefangen vom „Heute Abend das Zimmer aufräumen“ bis „Müll rausbringen“. Fußball-Brennball, Zwei-Felder-Turnier und der obligatorische Technik-Test bildeten die Schwerpunkte.
Konsequenterweise stand das Highlight eines jeden Fußballtrainings, das Torschießen, am Sonntagvormittag in der letzten Einheit im Mittelpunkt. Stets in Kombination mit einer zunächst zu lösenden technisch-taktischen Aufgabe hieß es dann „Feuer frei“. Eine dieser Herausforderungen bestand beispielsweise darin, konsequent mit dem schwachen Bein zu schießen. An anderer Stelle mussten im Funino-Format die beiden Tore in der Diagonalen angegriffen werden.
Anlässlich der Verabschiedung durfte jeder Teilnehmer weitere 96-Souvenirs mit nach Hause nehmen. Die Ausgabe des Ticket-Gutscheins kommentierte Bartsch mit der Bemerkung, diese „müsst ihr bis Juni eingelöst haben, da sie nicht für die erste Bundesliga gültig sind“. Weitere Zugaben waren eine Urkunde, eine Medaille, das aktuelle Programmheft der 96-Fußballschule, ein Sticker und als emotionaler Höhepunkt jede Menge Autogramme der drei Trainer auf Trikot, Urkunde oder Arm.
Auf die häufiger geäußerte Frage „Wann kommt ihr wieder?“ hatten die 96er gleich mehrere erfreuliche Nachrichten: Am 23. Februar sind sie beim SSV, um anlässlich des großen E-Jugend-Turniers mit einem Stand für die kommenden Aktionen zu werben und das Maskottchen „Eddie“ in Aktion zu zeigen. Ende April schließlich startet eine zehnteilige Serie Individualtraining auf dem Lindenweg, bevor im August als weiterer Höhepunkt eine dreitägige Saisonvorbereitung in Elze stattfindet.